Presse
Energiepreise treiben Inflation im Oktober auf Rekordwert
• Vor allem Treibstoffe und Heizöl teurer
• Gaspreise auf dem Weg nach oben, Preisschub bei Strom ab 1.1.2022 angekündigt
• Import von Öl und Erdgas wird uns heuer voraussichtlich 6 Mrd. Euro mehr kosten
Wien, 29. November 2021 – Die Inflation erreichte im Oktober 2021 einen langjährigen Spitzenwert von 3,7 %. Vor allem die Preissteigerungen bei Treibstoffen und Heizöl waren zu einem wesentlichen Teil dafür verantwortlich. Insgesamt lagen die Energiepreise für österreichische Haushalte im Oktober um 22,8 % über dem Vorjahresniveau. Im Vergleich zum Vormonat September stieg der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Energiepreisindex (EPI) um 4,6 %, die allgemeine Teuerung lag auch hier mit 0,6 % deutlich niedriger (s. Tabelle, Steigerung zum jeweiligen Vergleichszeitraum).
Energiepreise im Monats- & Jahresvergleich
Energieträger |
Monatsvergleich Oktober 2021 - September 2021 |
Jahresvergleich Oktober 2020 - Oktober 2021 |
---|---|---|
Fernwärme | 0,0 % | 3,4 % |
Holzpellets | 1,3 % | 1,8 % |
Strom | 2,0 % | 9,6 % |
Brennholz | 2,1 % | 8,3 % |
Gas | 3,5 % | 15,6 % |
Super | 3,9 % | 29,4 % |
Diesel | 7,5 % | 34,8 % |
Heizöl | 12,3 % | 60,8 % |
Verbraucherpreisindex (VPI) | 0,6 % | 3,7 % |
Energiepreisindex (EPI) | 4,6 % | 22,8 % |
Preisschub bei Heizöl, auch Tanken kostet mehr
Die Preise für Heizöl lagen damit um 60,8 % über dem Wert des Vorjahres und stiegen im Monatsvergleich um 12,3 %. In der Abbildung zeigt sich der rapide Anstieg im Laufe des Oktobers.
Diesel kostete um 34,8 % mehr als im Oktober 2020 bzw. um 7,5 % mehr als im September 2021. Die Preise für Superbenzin lagen damit um 29,4 % über dem Vorjahreswert, gegenüber dem Vormonat stiegen sie um 3,9 %.
Preisplus auch bei Gas, schwierige Informationslage
Die Haushaltspreise für Gas lagen um 15,6 % über dem Wert vom Oktober 2020 und im Vergleich zum September 2021 um 3,5 % höher. Ein Ende des Preisanstiegs scheint nicht in Sicht, haben doch einige Gasversorger – ähnlich der Entwicklung im Strombereich – für die nächsten Monate Preiserhöhungen angekündigt. Eine umfassende Einschätzung der Entwicklung in den nächsten Monaten wird zudem durch eine Beschwerdeflut in Folge von bereits vorgenommenen Preiserhöhungen sowie vorzeitige Vertragskündigungen und damit verbundene rechtliche Auseinandersetzungen erschwert.
Die Informationslage betreffend Gasheizungen ist – gerade für Konsument:innen – insgesamt schwierig. Regelmäßig wird behauptet, dass Gasheizungen einfach mit grünem Gas (z.B. Biomethan) zu versorgen wären. „Statistisch belegbar ist, dass die Einspeisung von grünem Gas in Form von Biomethan im Jahr 2020 bei 0,138 TWh lag“, nennt Herbert Lechner, der wissenschaftliche Leiter der Österreichischen Energieagentur, die Fakten. „Bezogen auf den Erdgasbedarf der Haushalte in den letzten Jahren ist das ein Beitrag von etwa 0,2 %. Das vorhandene grüne Gas würde also lediglich für ein paar Tausend der insgesamt rund 900.000 gasbeheizten Haushalte reichen. Zudem ist grünes Gas für die Dekarbonisierung der Industrie unabdingbar, während es für Heizungen in der Regel auch andere Lösungen gibt.“ Ein derartiger Heizungstausch – weg von Öl und Gas – wird vom Bund im Rahmen der aktuellen Förderaktion „Holt die Leichen aus dem Keller“, aber auch von den Ländern finanziell unterstützt. Das ist nicht nur klimapolitisch sinnvoll, denn die Ausgaben für Öl- und Erdgasimporte werden uns heuer um 6 Mrd. Euro mehr kosten und damit nach 4 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf voraussichtlich 10 Mrd. steigen. In der derzeit coronabedingt extrem angespannten Wirtschaftslage ist ein Kauf- bzw. Investitionskraftabfluss von 6 Mrd. Euro besonders schmerzvoll.
Strom um 10 % teurer als vor einem Jahr, ab 1.1.2022 weitere Preissteigerungen
Die Haushaltspreise für Strom stiegen im Monatsvergleich um 2 %. Im Jahresvergleich lagen sie um 9,6 % höher. Für diesen Anstieg ist insbesondere die Strompreisentwicklung im europäischen Großhandel verantwortlich, welche wiederum primär mit den stark gestiegenen Gaspreisen begründet wird. Die Strompreise sind aber weiter auf dem Weg nach oben: So haben etwa die primär den kundenstarken Osten Österreichs versorgenden Unternehmen EVN, Wien Energie und Energie Burgenland die Anhebung ihrer Strompreise per 1.1.2022 angekündigt. Aus den bisher bekannten Informationen lässt sich eine Verteuerung des Arbeitspreises für Strom von etwa 50 % abschätzen. Da der Anteil der Energiekosten am gesamten Strompreis aber nur rund ein Drittel beträgt (etwa zwei Drittel entfallen auf Netztarif, Abgaben und Steuern), ergibt sich insgesamt ein geringerer Anstieg: So gibt etwa Wien Energie eine Erhöhung von 17,8 % für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt mit 2.000 kWh Jahresverbrauch an. Auch wenn die Preissteigerungen durch die für 2022 erwartete Senkung der Ökostrombeiträge gemildert würde, werden die aktuellen Ankündigungen im Energiepreisindex ab Jänner 2022 ihre Spuren hinterlassen. Zudem könnte es bis dahin auch noch zu „Nachzieheffekten“ durch weitere Stromlieferanten kommen.
Auch Pellets- und Brennholzpreise sowie Fernwärme über Vorjahresniveau
Die Haushaltspreise für Fernwärme blieben gegenüber dem Vormonat unverändert. Im Jahresvergleich lagen die Fernwärmepreise um 3,4 % höher.
Im Vergleich zum September 2021 stiegen die Preise für Holzpellets im Oktober um 1,3 %, im Jahresvergleich waren sie um 1,8 % teurer. Die Preise für Brennholz verzeichneten ein Plus von 2,1 % im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber Oktober 2020 sind die Preise für Brennholz um 8,3 % gestiegen.
Über die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency (AEA)
Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur.
Mehr als 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielfältigen Fachrichtungen beraten auf wissenschaftlicher Basis Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie internationale Organisationen. Sie unterstützen diese beim Umbau des Energiesystems sowie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise.
Die Österreichische Energieagentur setzt zudem im Auftrag des Bundes die Klimaschutzinitiative klimaaktiv um und ist die Nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle. Der Bund, alle Bundesländer, bedeutende Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen sind Mitglieder dieser Agentur.
Im Podcast Petajoule beantworten die Expertinnen und Experten der Österreichischen Energieagentur mit Gästen aus der Energiebranche die Fragen der Energiezukunft.
Rückfragehinweis:
Mag. Klaus Kraigher, MAS
Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency
Tel.: +43 (0) 1-586 15 24-174
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