Presse
Energiepreise bleiben auf sehr hohem Niveau
- Treibstoffe weiterhin die zentralen Preistreiber
- Preiserhöhungen bei Strom, Gas und Fernwärme treten in Kraft
- Starker Preisanstieg auch bei Pellets, Brennholz und Heizöl
Wien, 4. November 2022 – Der von der Österreichischen Energieagentur berechnete Energiepreisindex (EPI) stieg im September im Vergleich zum Vormonat August 2022 mit einem saftigen Plus von 10,7 % weiter an. Das ist die zweithöchste Steigerung nach März 2022 seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000: Die Energiepreise haben nach einem leichten Rückgang im August ihren Aufwärtstrend wieder fortgesetzt und bleiben damit weiterhin der zentrale Treiber der Inflation. Fast die Hälfte der aktuellen Inflationsrate von 10,5 % kann direkt auf die Energiepreissteigerungen für Haushalte zurückgeführt werden. Den größten Einfluss haben dabei die Preise für Diesel, gefolgt von den Preisen für Strom und Gas. Die Steigerung bei Diesel ist mit einem Plus von ca. 50 % im Vergleich zu anderen Energieträgern zwar nicht besonders hoch, aufgrund der großen Bedeutung des Treibstoffes für den durchschnittlichen Verbraucher ist der Einfluss des Dieselpreises auf die allgemeine Teuerung aber bedeutend.
Im September wurden die Preisanpassungen großer Versorgungsunternehmen für Strom, Gas und Fernwärme umgesetzt, das schlägt sich auch im aktuellen EPI deutlich nieder: Der EPI zeigt im Jahresvergleich von September 2021 zu September 2022 ein Plus von 54,5 %. Mit einer substanziellen Entspannung für Haushaltskunden ist kurzfristig nicht zu rechnen. Allerdings tritt ab Dezember die so genannte Strompreisbremse der Bundesregierung in Kraft, die Haushalte um durchschnittlich 500 EUR pro Jahr entlasten soll. Der Strompreis für alle Haushalte wird bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh auf zehn Cent pro kWh gedeckelt.
Preisanpassungen bei Energieversorgern lässt Haushaltspreise stark ansteigen
Die zentralen Entwicklungen im September waren die Preissteigerungen bei den großen Energieversorgungsunternehmen. Für viele Haushalte stiegen damit die Strom-, Gas- und Fernwärmepreise wie angekündigt deutlich an. Bei Gas bedeutet das einen Anstieg um 28,1 % im Vergleich zum Vormonat und 113,5 % im Jahresvergleich (September 2021 zu September 2022). Die durchschnittlichen Haushaltspreise für Strom stiegen im Monatsvergleich um 22,2 %. Im Jahresvergleich lagen sie um 36,8 % höher. Sowohl bei den Gas- als auch den Strompreisen gibt es starke regionale Unterschiede.
Für Kunden bedeutet das in vielen Fällen Mehrausgaben von einigen hundert Euro. Diese Preissteigerungen entsprechen im Großen und Ganzen den Entwicklungen auf den Großhandelsmärkten - allen voran den Entwicklungen auf den Gasmärkten, die über verschiedene technische Lösungen (z. B. Gaskraftwerke oder Heizkessel) direkt mit anderen Sektoren gekoppelt sind. „Dank hoher Preisgebote konnten große Mengen an Gas auf den Weltmärkten gekauft und so die Speicher für den kommenden Winter gefüllt werden“ analysiert Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur und ergänzt: „Kurzfristig lautet die Devise: Besser teures Gas als zu wenig Gas. Die Situation der letzten Monate zeigte uns deutlich unsere Verwundbarkeit und die Notwendigkeit, uns als Gesellschaft unabhängiger von Energieimporten zu machen und ein nachhaltigeres und diversifizierteres Energiesystem zu schaffen.“
Energiepreise im Monats- & Jahresvergleich
Energieträger |
Monatsvergleich Sept. 2022 - August 2022 |
Jahresvergleich Sept. 2022 - Sept. 2021 |
---|---|---|
Super | -5,6 % | 30,5 % |
Heizöl | 2,5 % | 105,3 % |
Diesel | 3,5 % | 52,7 % |
Brennholz | 10,3 % | 67,9 % |
Strom | 22,2 % | 36,8 % |
Holzpellets | 25,8 % | 148,2 % |
Erdgas | 28,1 % | 113,5 % |
Fernwärme | 35,9 % | 61,5 % |
Verbraucherpreisindex (VPI) | 1,6 % | 10,5 % |
Energiepreisindex (EPI) | 10,7 % | 54,5 % |
Enorme Steigerungen bei Fernwärme
Die Haushaltspreise für Fernwärme sind gegenüber dem Vormonat um 35,9 % gestiegen. Im Jahresvergleich lagen die Fernwärmepreise damit um 61,5 % über dem Vorjahreswert. Fernwärmepreise unterscheiden sich jedoch regional gravierend, da die Preise maßgeblich von den eingesetzten Brennstoffen (z. B. Biomasse, Erdgas oder Abfall) abhängen. Allgemeine Aussagen zur Entwicklung der Fernwärmepreise sind demnach nur bedingt für die lokalen Fernwärmepreise repräsentativ.
Angerer warnt auf Grund der aktuellen Situation davor, auf die allerorts angebotenen elektrischen Heizlüfter als Ersatzheizsystem auszuweichen: „Kurzfristig eingesetzt kann ein Heizlüfter zwar Abhilfe gegen kalte Füße schaffen, aber Heizlüfter können keine Heizung ersetzen.“ Denn: „Heizlüfter und auch andere elektrisch betriebene Heizgeräte benötigen sehr viel Strom und sind immer eine sehr teure Lösung. Jeder zusätzliche Heizlüfter verursacht auch noch zusätzlichen Gasverbrauch in unseren Gaskraftwerken und konterkariert damit alle Bemühungen den Gasverbrauch zu drosseln.“
Diesel bleibt mit steigenden Preisen teurer als Superbenzin
Im September sind die Preise für Superbenzin den dritten Monat in Folge gefallen. Im Vergleich zu August lagen die Preise mit einem Minus von 5,6 % sogar deutlich niedriger. Eine typische Tankfüllung von 50 Litern kostete rund 85 Euro und damit um ca. fünf Euro weniger als im August bzw. ca. 15 Euro weniger als noch im Juli. Mit einem Plus von „nur“ 30 % im Jahresvergleich ist Superbenzin aktuell sogar noch relativ günstig. Im Gegensatz dazu stiegen die Preise für Diesel wieder an: Im September lag der Preis für Diesel um 3,5 % über dem Augustwert, blieb aber unter dem Höchststand von Juli 2022. Im Jahresvergleich ist Diesel um 52,7 % teurer als im September 2021. Eine typische Tankfüllung von 50 Litern kostete im September im Schnitt noch knapp unter 100 Euro. Diesel bleibt damit weiterhin teurer als Superbenzin.
Hohe Preise auch bei Pellets, Brennholz und Heizöl
Im Vergleich zum August 2022 stiegen die Preise für Holzpellets im September um beachtliche 25,8 %, im Jahresvergleich waren sie damit um 148,2 % teurer.
Auch bei Brennholz verzeichneten die Preise ein Plus von 10,3 % im Vergleich zum Vormonat. Gegenüber dem September 2021 sind die Preise für Brennholz um 67,9 % gestiegen.
Die Preise für Heizöl stiegen im September um 2,5 %. Damit lagen sie im Jahresvergleich mit einem Plus von 105,3 % doppelt so hoch wie im September des Vorjahres. Eine typische Tankfüllung von 3.000 Litern kostete im Monatsvergleich damit um etwa 100 Euro mehr als im August und etwa 2.500 Euro mehr als im September 2021.
Weiterführende Informationen
Crashkurs Energie & Klima: So funktionieren Energiemärkte
Österreichischer Strompreisindex
Österreichischer Gaspreisindex
So setzt sich der Strompreis zusammen (Grafik)
Preisfindung im europäischen Großhandel mit Strom – Die „Merit-Order-Kurve“ (Grafik)
Steigende Energiepreise: Effizient und nachhaltig sparen im Haushalt
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Über die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency (AEA)
Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur.
Rund 90 Mitarbeiter:innen aus vielfältigen Fachrichtungen beraten auf wissenschaftlicher Basis Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie internationale Organisationen. Sie unterstützen diese beim Umbau des Energiesystems sowie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise. Die Österreichische Energieagentur setzt zudem im Auftrag des Bundes die Klimaschutzinitiative klimaaktiv um.
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