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Heizkostenvergleich 2020: Das kostet Heizen im Einfamilienhaus
Im aktuellen Heizkostenvergleich berechnet die Österreichische Energieagentur die Vollkosten und Umweltauswirkungen unterschiedlicher Heizsysteme. Bei den Kosten liegt Erdgas im Neubau und sanierten Einfamilienhaus vorne, Scheitholz im unsanierten Gebäude. Mit den geringsten Treibhausgas-Emissionen sind Pellets- und Stückholz-Heizungen am umweltfreundlichsten. Wird ein Einfamilienhaus thermisch saniert, können rund 60 Prozent der Energiekosten und Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
Wien, 1. Dezember 2020 – Die Österreichische Energieagentur hat ihren Heizkostenvergleich für Einfamilienhäuser aktualisiert. In dem Vollkostenvergleich werden nicht nur die Brennstoffpreise, sondern alle anfallenden Kosten der Heizsysteme inklusive Investitions-, Wartungs- und Instandhaltungskosten einander gegenübergestellt. Darüber hinaus analysiert die Österreichische Energieagentur die durch Heizsysteme verursachten Treibhausgas(THG)-Emissionen. Die Heizkosten in einem Einfamilienhaus hängen nicht nur vom Heizungssystem, sondern auch sehr stark von der thermischen Qualität des Gebäudes ab. Daher zieht der Heizkostenvergleich ein charakteristisches Einfamilienhaus in drei verschiedenen thermischen Varianten (thermisch unsaniert/thermisch saniert/aktueller Neubaustandard) heran; auch die Auswirkungen der „Raus aus Öl“-Förderung des Klimaschutzministeriums fließen ein.
Betrachtet man den Preis, liegen Erdgassysteme im Neubau und in sanierten Einfamilienhäusern vorne, Scheitholz-Systeme in unsanierten Gebäuden. Ebenfalls „am Stockerl“ befinden sich die Fernwärme-Systeme, die Wärmepumpe Luft/Wasser, vereinzelt auch Pellets- und Öl-Brennwert-Heizungen. Letztere hat es im unsanierten Gebäude nur aufgrund des aktuell untypisch niedrigen Heizölpreises auf den dritten Platz geschafft. Insbesondere die Wärmepumpe Luft/Wasser reiht sich vor, wenn die „Raus aus Öl“-Förderung angewendet wird. Das gesamte Ranking ist auf der Webseite der Österreichischen Energieagentur zu finden.
Einfamilienhaus Neubau | Einfamilienhaus Thermisch saniertes Gebäude | Einfamilienhaus Thermisch saniertes Gebäude – „Raus aus Öl“ | Einfamilienhaus Thermisch unsaniertes Gebäude | Einfamilienhaus Thermisch unsaniertes Gebäude – „Raus aus Öl“ |
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Erdgas-Brennwert | Erdgas-Brennwert | Erdgas-Brennwert | Scheitholz | Scheitholz |
Fernwärme | Fernwärme | Wärmepumpe Luft/Wasser | Erdgas-Brennwert | Wärmepumpe Luft/Wasser |
Wärmepumpe Luft/Wasser | Wärmepumpe Luft/Wasser | Fernwärme | Öl-Brennwert | Pellets |
„Die reine Betrachtung der Kosten greift bei den Heizsystemen jedoch zu kurz. Der Gebäudesektor ist für immerhin 10 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Österreich verantwortlich. Mit der Auswahl des Heizsystems hat es jeder in der Hand, einen Teil dazu beizutragen, die Klimaziele zu erreichen und damit unseren Kindern ein Leben in einer intakten Umwelt zu sichern und die ökologische Vielfalt zu erhalten“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Beim Heizen braucht es heutzutage keine klimaschädlichen Systeme mehr. Das Ziel ist ein wohlig warmes Zuhause – und dieses Ziel erreicht man genauso gut, wenn nicht sogar besser, mit erneuerbaren Energieträgern“, ergänzt Traupmann.
Zusätzlich weist er auf die hohe Bedeutung der thermischen Sanierung hin. Dabei gelte das Motto „Mit weniger Energie mehr erreichen“: „Die thermische Qualität des Gebäudes wirkt sich sehr stark auf die Treibhausgas-Emissionen aus. Die jährlichen Emissionen sinken bei thermisch sanierten Gebäuden im Durchschnitt um immerhin 63 Prozent“, so Traupmann. Aber auch die Energiekosten sinken, im Schnitt um 60 Prozent.
Heimische Wirtschaft profitiert vom umweltfreundlichen Heizen
Das Ziel der Bundesregierung, die mehr als 600.000 derzeit noch bestehenden Ölkessel bis 2035 durch eine Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger zu ersetzen und ab 2025 im Neubau auch keine Gaskessel mehr zuzulassen, hat vor allem auch starke positive volkswirtschaftliche Effekte. Traupmann zufolge bedeute alleine der Austausch der Ölkessel ein Investitionsvolumen von rund 10 Milliarden Euro, wovon die heimische Wirtschaft direkt profitiere. Ähnliches gelte auch für eine Sanierungsoffensive. „Bei der thermischen Sanierung kann man von einem ‚Triple-Win‘ sprechen: Die Bewohnerinnen und Bewohner profitieren, da sie weniger für Energie zahlen. Die Hauseigentümerinnen und -eigentümer profitieren, da der Wert der Immobilie steigt. Und es werden Jobs geschaffen.“
„Ein Ende der Abhängigkeit von Öl und Erdgas beim Heizen bringt aber auch der österreichischen Volkswirtschaft einen wesentlichen Vorteil: Denn bei Energie aus Wasser, Sonne, Wind, Erde und Wald bleibt die Wertschöpfung in Österreich“, so Traupmann weiter. 2019 zahlte Österreich gesamt mehr als 11 Milliarden Euro für den Import von fossilen Energieträgern. Dies umfasst Ausgaben für Erdöl und Erdölprodukte (7,9 Mrd. Euro), Erdgas (2,6 Mrd. Euro) sowie Kohle (0,8 Mrd. Euro). Energie im Wert von 2 Milliarden Euro wurde exportiert. Das ergibt in Summe einen Abfluss an Kaufkraft von rund 9 Milliarden Euro.
Über den Heizkostenvergleich für Einfamilienhäuser der Österreichischen Energieagentur
Heizkosten spielen für Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Rolle. Ein Vergleich, der lediglich die reinen Energiekosten beinhaltet, informiert aber nur über einen Teilaspekt. Daher erstellt die Österreichische Energieagentur einen Vollkostenvergleich für Einfamilienhäuser. Dieser schließt neben den Energiekosten auch die Investitions- und Wartungskosten der unterschiedlichen Heizsysteme mit ein. So ist ein aussagekräftiger Vergleich möglich.
Im Rahmen eines Stakeholderprozesses hat die Österreichische Energieagentur einen möglichst breiten Konsens über Annahmen und Prämissen eines objektiven Heizkostenvergleichs für Einfamilienhäuser gesucht. Der Heizkostenvergleich der Österreichischen Energieagentur baut auf diesen Annahmen auf. Um die Transparenz zu gewährleisten, werden die Berechnungsgrundlagen (Methode, Prämissen und Annahmen) in diesem Dokument im Detail aufgezeigt (nicht mehr online, da die aktualisierung des HKV durch die AEA derzeit nicht geplant ist).