Presse
13. Mai ist der „Tag der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Erdgas“
Österreich wird zu 36 % aus erneuerbaren und zu 64 % aus fossilen Energiequellen versorgt. Der 13. Mai symbolisiert diese Abhängigkeit: Rein rechnerisch reichen heuer unsere bereits erschlossenen erneuerbaren Ressourcen aus Wasser, Sonne, Wind und Wald nämlich nur bis zum 12. Mai. Für den Rest des Jahres funktioniert das Leben und Arbeiten in Österreich nur mehr in Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgas.
Wien, 12. Mai 2023 – „Bis 2040 spätestens wollen wir in Österreich klimaneutral leben und wirtschaften. Derzeit verzeichnen wir vor allem bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren enorme Wachstumsraten, doch kommen wir erst 132 Tage mit Energie aus natürlichen Ressourcen wie Wasser, Sonne, Wind, Wald und Erdwärme aus. Die restlichen 233 Tages des heurigen Jahres sind wir von fossiler Energie, also Öl, Kohle und Erdgas, abhängig“, so Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Berechnet wird der sogenannte „Tag der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Erdgas“ mit dem letztverfügbaren Anteil erneuerbarer Energie am Bruttoendenergieverbrauch – 2021 lag dieser Anteil laut Statistik Austria bei 36 %. Sieht man sich die einzelnen Sektoren an, ist Strom mit 76,2 % erneuerbarem Anteil Vorreiter, in der Wärme liegt der Anteil bei 35,5 %, Schlusslicht bildet der Verkehr mit nur 9,4 %.
Inländische Wertschöpfung statt teurer Abhängigkeit
Die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Erdgas ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch teuer: Im Jahr 2022 hat Österreich für Importe von Erdgas netto 7,8 Milliarden Euro bezahlt, für Öl sogar 9,8 Milliarden (Statistik Austria). Der Wert der Nettoimporte von Erdöl und Erdölprodukten stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 88 %, die Netto-Importausgaben bei Gas haben sich sogar verdoppelt. „Der Umstieg auf Erneuerbare bedeutet auch, Wertschöpfung ins eigene Land zu holen und dort zu halten“, so Angerer. „Es sprechen ganz eindeutige wirtschaftliche Gründe dafür, uns unabhängig zu machen und den enormen Kaufkraftabfluss ins Ausland zu stoppen.“ Darüber hinaus kommt ein großer Teil der fossilen Energieimporte aus autokratisch regierten Ländern wie Russland, Kasachstan, Libyen oder dem Irak.
Schlüsselfaktor Effizienz
Ein Schlüsselfaktor auf dem Weg in die fossile Unabhängigkeit ist Energieeffizienz – also mit weniger Energie dasselbe Ergebnis oder sogar mehr zu erreichen. Vor allem im Bereich der Wärme ist das wesentlich, denn 50 % der Endenergie wird in Österreich für das Heizen und für Prozesswärme in Betrieben aufgewendet. Durch Maßnahmen wie Gebäudesanierungen, den Umstieg auf erneuerbare Energieträger und effizientere Technologien wie Wärmepumpen können sowohl Energie, als auch CO2-Emissionen eingespart werden. Im Verkehr ermöglichen der Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge sowie ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Möglichkeiten für aktive Mobilität (zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren) enorme Energieeinsparpotenziale und damit weniger Abhängigkeit von fossiler Energie.
Potenziale für Erneuerbare nutzen
In den letzten zehn Jahren ist der Erneuerbaren-Anteil am Gesamtenergieverbrauch um 4 %-Punkte gewachsen (Anteil 2012: 32,7 %). „Die aktuellen Entwicklungen – der rasante Ökostromausbau, die Abkehr von Öl und Gas in der Raumwärme sowie die unaufhaltsame Wende hin zu Elektroantrieben im Verkehr – werden wir erst in wenigen Jahren an den Zahlen sehen. Daher brauchen wir weiterhin ein hohes Tempo, um den Tag der Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgas so weit wie möglich ans Ende des Jahres zu verschieben und mit dem Ziel der Klimaneutralität fossile Unabhängigkeit zu erreichen“, so Angerer.
Die Potenziale sind jedenfalls gegeben: Österreich kann pro Jahr etwa 83 TWh an Strom aus Windkraft erzeugen, wenn 2 % der Landesfläche für Windräder genutzt werden (wobei dafür nur 0,006 % der Landesfläche dauerhaft versiegelt werden müsste). Bei der Photovoltaik ist das Potenzial aktuell vor allem durch die Aufnahmekapazitäten der Netze beschränkt. „Gerade bei der Photovoltaik sehen wir an den aktuellen Ausbauzahlen, dass die Menschen die Potenziale auch nutzen wollen und die Energiewende dort, wo es möglich ist, selbst in die Hand nehmen.“ So haben sich die Zubauzahlen bei Photovoltaik in den letzten Monaten vervielfacht. Angerer abschließend: „Wichtig ist, dass unser gesamtes Energiesystem Schritt halten kann. Neben der Erzeugung müssen wir auch den Ausbau der Netze und Infrastruktur, die Speichermöglichkeiten und andere Flexibilitätsoptionen sowie die notwendigen politischen Rahmenbedingungen im Auge behalten. Nur dann kann das Energiesystem der Zukunft funktionieren.“
Weiterführende Informationen
Crashkurs „Die Zukunft wird elektrisch(er): Reichen uns Wind, Sonne und Co?“
Über die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency (AEA)
Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur.
Rund 100 Mitarbeiter:innen aus vielfältigen Fachrichtungen beraten auf wissenschaftlicher Basis Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie internationale Organisationen. Sie unterstützen diese beim Umbau des Energiesystems sowie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise. Die Österreichische Energieagentur setzt zudem im Auftrag des Bundes die Klimaschutzinitiative klimaaktiv um.
Der Bund, alle Bundesländer, bedeutende Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen sind Mitglieder dieser Agentur.
Im Podcast Petajoule beantworten die Expert:innen der Österreichischen Energieagentur mit Gästen aus der Energiebranche die Fragen der Energiezukunft.
Rückfragehinweis:
Mag. Kristina Schubert-Zsilavecz
Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency
Tel.: +43 (0) 1-586 15 24-134
E-Mail: pr@energyagency.at
Web: www.energyagency.at
Twitter: https://twitter.com/at_AEA